Montag, 22. August 2016

Schulbeginn und Geburtstag


Am 16. August war mein 1. Schultag am "Colegio Inglaterra Real" hier in Bogotá. Es war auch mein 1. Schultag mit Schuluniform. Meine Schulklasse, die "Noveno", nahm mich freundlich auf und auch die Lehrer sind freundlich zu mir (und auch zu den anderen Schülern). Viele Schüler kamen auf mich zu und wollten meinen Namen wissen, woher ich komme, ob es mir in Kolumbien gefalle etc.

Zu meiner Schuluniform...
Zuerst gilt es zu sagen, dass (fast) überall das Emblem meiner Schule abgebildet ist und die Uniformen die Farben der Flagge meiner Schule haben.
Emblem
Flagge













Montag und Donnerstag trage ich die normale Schuluniform. Diese besteht aus schwarzen Schuhen, schwarzen Socken, schwarzer Hose, weissem Hemd, blau-rot-weissem Pullover und weinroter Krawatte.
"normale Schuluniform"
Dienstag, Mittwoch und Freitag habe ich Sport, also muss ich die Sportuniform anziehen. Diese besteht aus weissen Schuhen, weissen Socken, kurzen oder langen Hosen in blau-rot-weiss, weissem Hemd und Jacke in blau-rot-weiss. Die Hosen und Jacke sind aus einem Stoff, der zwar den Wind super abhält, aber nicht wirklich atmungsaktiv ist. Beim Gehen fühle ich mich ein bisschen wie mit Skihosen, es entsteht auch immer dieses "Ripschgeräusch". Auch duscht man hier nach dem Sportunterricht nicht, jedoch kommt man oft auch nicht richtig ins Schwitzen.
Sportuniform
An den Schultagen stehe ich um 6:15 Uhr auf, um noch Duschen zu können. Duschen ist hier in meinem Haus ein bisschen "Glückssache". Meistens habe ich etwa eine halbe Minute lang warmes Wasser, danach nur noch Kaltes. Manchmal auch gar kein warmes Wasser, aber wenn ich "Glück" habe, so habe ich während dem ganzen Duschen warmes Wasser. Danach Schuluniform anziehen, Frühstück und um 7:25 Uhr fährt mein Bus zur Schule ab. Dazu ist zu sagen, dass mein Gastvater Jesus Schulbusfahrer für eine andere Schule ist und danach meine Gastschwestern, ein paar andere Jugendliche aus meinem Quartier und mich mit seinem Bus zur Schule fährt. Jedoch gehen meine Gastschwestern nicht auf die gleiche Schule wie ich. Ihre Schule ist ca.1 Kilometer entfernt von meiner Schule. Aber in der Umgebung dieser beiden Schulen hat es eh fast nur Schulen (so kommt es mir zumindest vor). Die Fahrt zur Schule dauert ca. 15 Minuten, manchmal wegen dem vielen Verkehr aber auch 25 Minuten.

Die Schule beginnt offiziell um 8:00 Uhr, jedoch erscheinen die Lehrperson und die letzten Schüler meist erst ca. 15 Minuten später. Der Schultag beginnt damit, dass gemeinsam gebetet wird. Während der 1. Lektion kommen dann jeweils zwei Lehrpersonen vorbei, um eine Anwesenheitskontrolle zu machen. Zwischen den Lektionen gibt es hier keine Pausen. Die 1. Pause ist erst um 11:00 Uhr oder um 12:00 Uhr. In dieser Pause dürfen Franziska und ich in der Kantine eine Zwischenverpflegung abholen gehen, weil wir Austauschschüler sind. Diese war bisher noch nie das Gleiche. Es gab schon Empanadas (gefüllte Teigtaschen), Arepas (runde Maisfladen), Kuchen, Chips (diese gibt es hier in allen Möglichen Geschmacksrichtungen), Blätterteiggebäck...
Empanada
Arepa
Chips mit "Poulet-Geschmack"
Um 13:15 Uhr ist dann schliesslich Mittagspause bis um 14:00 Uhr. Während dieser Pause esse ich zusammen mit Klassenkameraden in der Kantine. Es gibt ein Menü, man kann aber jeweils sagen, was man von diesem Menü wirklich will und wie viel davon. Es gab bisher immer Reis und fast immer Huhn, manchmal auch anderes Fleisch. Jedoch wird das ganze immer in verschiedenen Varianten zubereitet. Bis jetzt mag ich das Essen der Kantine sehr. Zum Essen gibt es als "Dessert" leckere Früchte (viele davon gibt es in der Schweiz gar nicht) und als Getränk einen frischen Fruchtsaft. Dazu ist zu sagen, dass in Kolumbien generell sehr oft Fruchtsaft getrunken wird (mir schmecken die meisten dieser Säfte sehr).
In den Pausen spielen wir eigentlich immer Fussball, Frisbee oder schauen beim Fussball zu. Meine Schule führt eine Art "Turnier" zwischen den Schülern durch. In jeder Pause spielen zwei Mannschaften gegeneinander. Jede Stufe von der 1. bis zur 11. hat mindestens ein Team und jedes Team spielt mindestens einmal gegen jedes andere Team. Am Ende des Schuljahres gibt es dann ein Finale zwischen den zwei besten Teams.
Die Schule dauert jeweils bis um 15:50 Uhr. Danach holt mein Gastvater Jesus die anderen Schüler und mich wieder ab. Nach der Schule bin ich meistens müde. Nicht, weil der Unterricht besonders anstrengend wäre, sondern weil die ganze Zeit Spanisch auf mich "einprasselt" und ich mich konzentrieren muss, um alles zu Verstehen.
Klassenzimmer

Zu den Schulfächern... Hier in Kolumbien habe ich Spanisch, Englisch, Mathematik, Physik, Biologie, Wirtschaft, Ethik, Verwaltung, Computerunterricht, "Sociales", Musik, Sport und "Ludicas".
Stundenplan
"Sociales" ist eine Mischung aus Geschichte und Geografie. Jedoch mache ich dort nicht beim "normalen" Unterricht mit, sondern habe ein "Sonderprogramm" über die Geografie, Kultur und Geschichte Kolumbiens. Dieses Fach gefällt mir sehr.
"Ludicas" ist eine Art Wahlfach, man kann zwischen Sport (Fussball) und Musik (Gitarre, Klavier oder Schlagzeug) wählen. Da ich Austauschstudent bin, darf ich abwechselnd Sport und Musik besuchen, damit ich von beiden Angeboten profitieren kann.
Der Englischunterricht hier in Kolumbien ist ganz anders als in der Schweiz. Der Lehrer hat einen Akzent, der ein bisschen nach "indischem Callcenter" klingt, auf alle Fälle einen sehr speziellen Akzent. Der Unterricht besteht meistens daraus, dass die Schüler Aufgaben lösen müssen. Dafür nimmt der Lehrer einen Schüler zu sich nach vorne an die Tafel. Der Lehrer sagt danach, welche Aufgabe gelöst werden soll. Nach dem Lösen fragt er die Antworten ab. Sobald er die Aufgabe sagt, muss man möglichst schnell die Hand heben. Der "Hilfslehrer" entscheidet dann, wer der oder die Schnellste war und somit antworten darf. Ist die Antwort richtig, so kriegt man einen Punkt. Jeder dieser Punkte bedeutet, dass die Note im Zeugnis um je eine Hundertstelnote verbessert wird. Ich finde dieses System jedoch nicht so sinnvoll, da eigentlich immer die Gleichen antworten und die Anderen einfach nichts machen. Aber für mich ist der Englischunterricht hier kein Problem, die Grammatik ist momentan beim Passiv und den irregulären Verben. Diese habe ich in der Schweiz schon relativ oft üben müssen, somit ist dies für mich einfach. Auch die Hörverständnisse sind schön langsam gesprochen und werden zwei Male gehört, also einfacher als in der Schweiz. Manchmal funktioniert die Audiodatei nicht, dann muss ich (oder mein Pultnachbar, dieser kann auch relativ gut Englisch) für die Klasse vorlesen gehen. Auch mussten mein Pultnachbar und ich den Mitschülern Noten für ihre Aussprache bei einer Präsentation geben.
Den Stoff in praktisch allen Fächern kenne ich bereits aus der Schweiz, jedoch nützt mir dies nicht in allen Fächern wirklich viel. Englisch, Mathematik, Physik verstehe ich relativ gut. Aber bei anderen Fächern weiss ich zwar, worum es geht, jedoch hat im Spanisch (logischerweise) alles einen anderen Namen. So verstehe ich im Biologieunterricht zwar, worum es geht, aber die spanischen Fachbegriffe kommen mir Spanisch vor :)( Aber wenn im Biologieunterricht "Basic-Chemiestoff" durchgenommen wird, so verstehe ich dies, da die Formeln (wie auch in Mathematik und Physik) gleich sind.

Der Unterricht hier in Kolumbien ist generell viel lockerer als in der Schweiz. Man läuft während der Stunde einfach herum und diskutiert mit anderen Schülern oder mit den Lehrern. Bei den Tests (hier gibt es oft "Blitzer") diskutiert man einfach mit den anderen Schülern die Lösungen oder löst den Test mit dem Pultnachbarn, ohne dass die Lehrperson "einschreitet".

Noch etwas "Spezielles"... Das Dach unseres Klassenzimmers ist an Balken festgeschraubt, jedoch fehlen ein paar Schrauben... So hat es genau über meinem Pult keine Schraube, aber dafür ein Loch in der Decke und wenn es regnet, so tropft es ständig auf mein Pult :(
rechts Labortrakt, hinten Klassenzimmer, links Kantine
"Hauptgebäude"
Allgemein zum Spanisch... Mir hat es geholfen, dass ich in der Schweiz schon ein paar Privatstunden Spanisch hatte. Dadurch konnte ich mich von Beginn an wenigstens ein bisschen verständigen und ein wenig etwas verstehen und musste nicht bei null beginnen. Da hier (logischerweise) ständig Spanisch gesprochen wird, verstehe ich von Tag zu Tag mehr. Auch das Sprechen geht immer besser.

Am 2. Schultag hatte ich bereits Geburtstag. Meine Mitschüler haben zu Beginn jeder Unterrichtsstunde bei einer neuen Lehrperson für mich gesungen (weniger Unterricht ;) ). Meine Gastfamilie und ich gingen am Abend zusammen ins Kino. Dabei war auffallend, dass der Kinoeintritt hier nur umgerechnet etwa 2 Franken kostet! Auch die Verpflegung ist viel billiger.
v.l.n.r. Natalia, ich, Luna
v.l.n.r. ich, Natalia, Jesus, Luna (Natalia und Luna stehen auf einem Stuhl, damit sie grösser wirken)
Am Sonntagabend hatte meine Familie noch Verwandte und ein paar Klassenkameraden von mir zu einer spontanen Geburtstagsparty eingeladen. Es war ein toller Abend!



Bis jetzt gefällt es mir sehr hier in Kolumbien!
Es ist zwar vieles anders als in der Schweiz und auch ungewohnt, aber dies macht es auch spannend!

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