Donnerstag, 29. September 2016

Erdbeben, Quartalsende in der Schule und Abstimmung

Es ist wieder einmal Zeit für einen neuen Blogeintrag...

Am 14. September musste ich zum Arzt ins Spital zur Kontrolle wegen meinem Fuss. Ich darf wieder ohne Krücken herumlaufen und brauche keinen Verband mehr! Jedoch ist mein Fuss sehr versteift, da ich ihn 15 Tage nicht belasten durfte und er wegen dem Verband immer in der gleichen Position war. Jetzt muss ich halt in die Therapie gehen, um wieder richtig gehen zu lernen :)
Deswegen darf ich auch jetzt noch keinen Sport machen :(

In der Nacht auf den 14. September und am 14. September hat es in Kolumbien Erdbeben gegeben. Diese waren im Norden das Landes und hatten eine Maximalstärke von 5.8 auf der Richterskala.

Erdbeben in Kolumbien am 13. / 14. September, Zeit in Kolumbien ist UTC - 05:00


In Bogotá waren die Beben auch zu spüren, ich jedoch spürte nur Eines davon. Ich war am Schlafen, wachte auf, dachte, es sei ein Traum gewesen und schlief weiter.
Meine "Familienmitglieder" hatten gar nichts gespürt und wir erfuhren erst am nächsten Morgen von den Erdbeben, als viele Familienmitglieder schrieben/anriefen, ob wir die Erdbeben auch gespürt hätten. Auch an diesem Tag gab es (Nach-)Beben und erneut riefen andere Personen an, ob wir "es" auch gespürt hätten. Doch erneut bemerkten wir nichts davon.

In der Schule hatten wir die letzten zwei Wochen ein bisschen "Spezialprogramm": Es standen zuerst die Quartalsprüfungen an (die ich auch machen musste, jedoch kriege ich keine Noten) und danach drei Tage Spezialprogramm, da das dritte Quartal zu Ende war. Zum Schuljahr hier in Kolumbien ist noch zu erwähnen, dass dieses nicht wie bei uns in der Schweiz Ende August beginnt, sondern im Januar. Zu Beginn dieser drei "Spezialtage" am Dienstag mussten sich alle Schüler klassenweise im "Innenhof" in Reih und Glied aufstellen; der/die Kleinste zuvorderst in der Reihe, der/die Grösste zuhinterst. Da ich dort noch mit Krücken gehen musste, konnte ich dabei nicht mitmachen. Danach wurde erst einmal gebetet, die Rektorin hielt ihre Ansprache und dann wurden die Nationalhymne Kolumbiens und die Schulhymne gesungen. Die Nationalhymne kann hier Jeder und Jede auswendig. Sie wird auch jeden Morgen um 06:00 Uhr und am Abend um 18:00 Uhr im Radio gespielt.
Danach war die "Mathematikolympiade", eine Art Vergleichstest, der in ganz Kolumbien durchgeführt wird. Damit werden die besten Schüler in Mathematik und die besten Schulen des Landes ermittelt. Mittwoch hatte ich den Arzttermin und ging deswegen nicht zur Schule, aber an diesem Tag mussten die Schüler ihre Biologie-/Chemieprojekte vorstellen. Am Donnerstag gab es noch einen "Spieltag", bei dem in Gruppen verschiedene "Spielposten" absolviert werden mussten. Ich durfte dort wegen meinem Fuss aber nicht mitmachen und musste deshalb einem Lehrer bei der Betreuung eines Postens helfen. Aber es war trotzdem ein toller Tag.


Im Sportunterricht mussten wir in Kleingruppen einen Vortrag über eine olympische Disziplin halten und danach diese Sportart auch noch mit der Klasse während 15 Minuten ausüben. Jedoch hat die Schule für die meisten Sportarten kein Material, also wurde ziemlich improvisiert: Tischtennis auf Schultischen, Hockey mit Besenstielen ...
wortwörtlich Tischtennis
Dieses Quartal haben wir jetzt im Sportunterricht das Thema Tennis, Jeder/Jede muss jeweils für den Unterricht ein Racket und einen Tennisball mitbringen. Ich darf im Sportunterricht aber immer noch nicht mitmachen :(

Im Englischunterricht muss ich neu die Aufgaben jeweils ins Spanische übersetzen und dann auf Spanisch lösen, da der Lehrer der Meinung ist, dass die Aufgaben auf Englisch zu einfach seien und ich ja Spanisch lernen soll. Ja, sie sind auf Englisch schon relativ einfach, aber auf Spanisch sind die Aufgaben viel schwieriger, vor allem bei den Zeitformen (diese kann ich noch nicht so wirklich gut - da muss ich üben!).
Auch im Spanischunterricht muss ich nicht die gleichen Aufgaben wie meine Mitschüler/-innen machen, sondern habe andere (einfachere) Aufgaben. Meine Spanischlehrperson hat mir Aufgaben gegeben, bei welchen ich die Verben in den entsprechenden Zeitformen in einen Lückentext einfüllen muss. Da ich diese Zeiten eben noch nicht wirklich kann, habe ich die Lehrerin (ca. 70 Jahre alt) gefragt, ob sie mir die Bildung der Zeitformen erklären könne. Ihre Antwort:

"Vergangenheitsform ist alles, was gestern passiert ist.
Präsens ist all dies, was du momentan machst.
Futur ist alles, was morgen passiert."

Diese Antwort war wirklich ausgesprochen hilfreich ;)

Noch etwas Spezielles bezüglich der Schule... Es wurde tatsächlich an alle Schüler ein "Klimawechsel-Warnzettel" verteilt, der vor dem "Winter" warnt und dazu auffordert, Jacke, Schal und Handschuhe zu tragen sowie Vitamin C zu konsumieren. Auch stehen auf diesem Zettel noch Dinge, die man mit der Familie "beachten" soll.
"Klimawechsel-Warnzettel"
An einem Samstag trafen Natalia und ich uns mit Kollegen von Natalia auf einem Schulfest und gingen danach ins Einfskaufszentrum Santafé. Dort hat es momentan 7 "Bodenbilder" von internationalen Künstlern (Projekt "International Artwalk 3D"), die aus dem richtigen Blickwinkel gesehen eine optische Illusion erschaffen. Für ein Foto mit einer Fotokamera muss man bezahlen, mit dem Handy sind die Fotos aber gratis. Also haben meine Gastschwester und ich mit dem Handy Fotos von uns und den Illusionen machen lassen. Jedoch haben wir noch nicht Fotos von allen Illusionen. Wir werden sicher nochmals ins Einkaufszentrum Santafé gehen, um mit den restlichen Bildern Fotos zu machen. Denn diese Bilder sind wirklich toll gemacht!
Schulfest
Noch etwas Allgemeines zur Situation in Kolumbien: An jedem Anlass, wo sich Leute treffen, wird über die Abstimmung bezüglich des Friedens mit den FARC diskutiert: Auf Schulfesten, bei Familientreffen, in der Schule, ja sogar in der Kirche!
Im Radio und Fernsehen gibt es viel Werbung bezüglich der Abstimmung, auch hat es viele grosse Plakate in der Stadt.
Am Montag 27.09.2016 haben der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und Farc-Kommandeur Timoleón Jiménez ("Timoschenko") in der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena ihre Unterschriften unter den Friedensvertrag gesetzt. Dies geschah mit einem aus einer Gewehrpatrone gefertigten Kugelschreiber. Darauf war zu lesen: "Unsere Vergangenheit wurde mit Kugeln geschrieben, die Bildung wird unsere Zukunft schreiben."
Jedoch muss das Volk noch am Sonntag über diesen Friedensvertrag abstimmen, diese Abstimmung wird für die Zukunft Kolumbiens sehr wichtig sein und wird auch dementsprechend stark diskutiert.

Am Montag der Unterzeichnung hatten wir in der Schule eine Art "Viertelstunde des Friedens". Wir Schüler bildeten einen Kreis auf dem Sportplatz, die Rektorin hielt eine Rede darüber, wie wichtig dieser Tag für die Geschichte Kolumbiens sei und dann beteten wir noch gemeinsam für den Frieden in Kolumbien.
Nach dieser "Zeremonie" wurden wir Schüler jeweils pultweise in Zweiergruppen eingeteilt. Diese Zweiergruppen sollen als Schutz dienen, falls während der Schulwoche nach der Abstimmung Ausschreitungen etc. geschehen sollten. In einem solchen Fall muss man immer dem "Partner" helfen und schauen, dass er/sie sich an die Anweisungen der Lehrer hält.

Denn hier weiss niemand so genau, was nach der Abstimmung passieren wird. Deshalb bereitet man sich auf alle Eventualitäten vor. Aber hoffentlich kommt alles gut!

"Wahlkampf" der Befürworter des Friedensabkommens

Donnerstag, 15. September 2016

Rotarypräsident und Austauschschüler-Treffen

Am letzten Freitag war der weltweite Präsident von Rotary, John F. Germ, in Bogotá. Dies anlässlich des 90 Jahr-Jubliläums von Rotary in Kolumbien. Am Abend gab es ein Nachtessen mit dem Präsidenten und  400 Gästen, darunter auch ca. 40 Austauschschüler.


Zuerst wurden die Nationalhymnen von Kolumbien und der USA gespielt (der Präsident ist aus den USA), danach "präsentierten" wir Austauschschüler die Flaggen von Kolumbien, USA, Rotary, sowie von den verschiedenen Regionen Kolumbiens. Es folgte ein Vorspiel typischer Lieder der Regionen Kolumbiens durch ein Jugendorchester. Schliesslich hielten der Rotaract- und Rotarypräsident von Kolumbien ihre Reden, bevor schliesslich der weltweite Rotarypräsident seine Rede hielt. Er appellierte an die Rotarier, dass man neue, junge Mitglieder aufnehmen soll, damit Rotary weiterhin existieren werden wird. Dafür müssten die Clubs auch Internetseiten haben, damit sie schnell gefunden werden könnten. Allgemein müsse der Einstieg für "Neu-Rotarier" und Interessierte möglichst einfach gemacht werden.
Rotarypräsident am Rednerpult
Austauschschüler mit "wichtigen Rotariern" und dem Präsidenten
Nach den Reden kam schliesslich das sehr leckere Essen. Es gab zuerst Tomatensuppe mit Apfelstücken, danach Fleisch mit verschiedenen Beilagen als Hauptgang und ein "Ananas-Köpfchen" zum Dessert. Jedoch war auf der Einladung für uns Austauschschüler angegeben gewesen, dass der Anlass um 22:00 Uhr fertig sei. Die Suppe kam aber erst um 21:30 Uhr! Wegen der angegebenen Uhrzeit auf der Einladung wurden viele Austauschschüler bereits um 22:00 Uhr abgeholt, auch ich dann ein wenig später (ich "schaffte" gerade noch das leckere Dessert).

+
Am Samstag ging es dann bereits um 7:45 Uhr mit dem Informationsanlass für die Austauschschüler los. Es waren die 50 Austauschschüler des Ostteils des Distrikts 4281 anwesend, die 40 weiteren Austausschschüler im Westteil des Distrikts 4281 werden nächstes Wochenende ihren Informationsanlass in Cali haben.
Zuerst wurden uns nochmals die Regeln und Erwartungen an uns während unserem Austauschjahr erklärt, danch tauschten wir in der "Znünipause" Pins aus. Mein Blazer hat jetzt schon einige Pins und ist auch dementsprechend schwerer geworden.
Blazer mit "neuen" Pins
In der Mittagspause machten wir dann noch die Gruppen- und Einzelfotos.

Austauschschüler des Ostteils des Distrikt 4281
Austauschschüler in Bogotá
4 Schweizer/-innen des Ostteils von 4281
Nach der Mittagspause und der leckeren Lasagne kamen endlich die lange ersehnten Informationen über die fakultativen Reisen, geplant sind ingsesamt drei Reisen:

12.-19. Nov: Boyacá & Santander
15.-20. Feb: Cartagena & Tayrona
17.-22. Mai: Amazonas

Wenn wir uns während unserem Austauschjahr gut benehmen, die Regeln nicht brechen und die vorherigen Reisen gut verlaufen, so gibt es am Ende des Austauschjahres noch eine Reise auf die Karibikinsel San Andrés!

Während dem Jahr wird es auch noch mehrere obligatorische Wochenendworkshops geben. Diese werden jedes Mal in einer anderen Stadt im Distrikt 4281 sein. Während diesem Workshop wird es aber jeweils auch einen "touristischen Ausflug" geben, wo man die Stadt und/oder Region anschauen geht. Somit lernt man bei diesen Workshops auch noch verschiedene Gegenden Kolumbiens kennen.

Mir hat dieses "Rotarywochenende" sehr gefallen, ich habe viele neue Leute kennengelernt und freue mich jetzt schon auf die gemeinsamen Reisen!

Hier noch ein Link mit Videos zu den Reisen (von einem Austauschschüler 2015/2016)

Mittwoch, 7. September 2016

Zopf, Mango biche und eine Verletzung...

Am vorletzten  Wochenende habe ich zusammen mit meiner jüngsten Gastschwester Luna Zopf gemacht. Jedoch ist der Backofen meiner Gastfamilie sehr klein und sie haben auch kein Backblech. Deshalb haben wir versucht, den Zopf in einer Glasschale zu backen. Wegen der geringen Höhe des Backofens bekam der Zopf oben zu viel Wärme ab und unten, von der Glasschale umgeben, fast keine. Der Zopf wurde zwar nicht wirklich schön, aber meiner Gastfamilie hat er trotzdem sehr geschmeckt!
Am gleichen Wochenende fuhren wir auch noch nach Zipaquirá (ca. 2 Stunden Autofahrt nordwärts), da meine Gastmutter Gina dort ein Treffen hatte. Währenddessen besichtigten mein Gastvater Jesus, Luna und ich das Städtchen. Es hat eine alte Kirche und davor einen grossen Platz, der von hübschen Häusern umgeben ist. Auch probierte ich zum ersten Mal "Mango biche", dies ist noch nicht ganz reife (und somit nicht süsse) Mango. Diese wird eingespannt und in spaghettiartige Streifen "gehobelt". Danach wird die Mango mit süssen Saucen oder Salz gegessen. Mir schmeckte dies sehr!
+
Pfirsichverkauf -  die Ladefläche eines Pickups genügt :)
Einkaufzentrum in Zipaquirá
Am letzten Mittwoch habe ich in der Pause zusammen mit Klassenkameraden Ultimate gespielt. Wir spielten auf der Rasenfläche des Colegio, diese hat jedoch am Übergang zu den Steinplatten des Weges Unebenheiten. Ich rannte also dem Frisbee nach, da die „Endzone“ auf dem Steinplattenweg war. Dabei „verknickste“ ich mir bei dieser Unebenheit den rechten Fuss. Diesen hatte ich mir schon einmal vor zwei Wochen beim Fussballspielen auf dem selben Rasen „verknickst“. Nach dem „Verknickser“ hat mir ein Lehrer sofort Voltaren-Salbe auf meinen Knöchel geschmiert. Der Fuss aber schwoll extrem schnell an. Also hat ihn mir der Lehrer auch noch eingebunden. Auch rief der Lehrer meine Gasteltern an. Danach besuchte ich wieder den Unterricht, da meine Eltern beide bei der Arbeit waren. 

Nach der Schule gingen wir dann zum Arzt ins Spital. Ich wurde direkt mit einem Rollstuhl am Patienteneingang abgeholt. 
Hochmotiviert... :)
Zuerst meldeten wir mich an, danach mussten wir über eine Stunde im vollen Wartebereich warten. Schliesslich konnten wir in den Orthopädiebereich, wo wir nochmals 30 Minuten warten mussten, bevor der Doktor meinen Knöchel anschaute. Der Doktor meinte, dass es nicht schlimm sei, er wolle aber zur Sicherheit noch eine Röntgenaufnahme machen. Also mussten wir erneut über eine Stunde warten, bis mein Knöchel endlich von einem alten Röntgenapparat geröntgt wurde.
Röntgenapparat
Wieder eine halbe Stunde warten, dann mussten wir wieder zum Doktor. Dieser verkündete mir, dass mein Knöchel verstaucht sei. Deshalb wickelte er ihn dann mit sehr viel Verband ein und sagte mir, dass ich den rechten Fuss für 15 Tage (!) nicht belasten dürfe und währenddessen logischerweise auch keinen Sport machen dürfe :(
Nach 15 Tagen muss ich dann erneut ins Spital zur Kontrolle und dann kommt hoffentlich der Verband wieder ab!

Um meinen Knöchel zu schonen ging ich Donnerstag und Freitag nicht zur Schule. Im Haus konnte ich mich nur auf meinem Stockwerk zwischen meinem Bett und dem Badezimmer hin- und her bewegen, Treppen gehen durfte ich erst ab Montag. Ab dann ging ich auch wieder zur Schule. Mein Essen wurde mir aufs Zimmer gebracht, da ich nicht ins Esszimmer runter konnte. Seit Sonntag habe ich immerhin Krücken, damit ich nicht immer auf einem Bein herumhüpfen muss und auch Treppen gehen kann. 
Der Doktor hat es mit dem Verband sehr gut gemeint... Ich komme in keine meiner Hosen mehr herein! Jetzt muss ich die ganze Zeit Trainerhosen anhaben, denn diese haben unten am Ende einen Reissverschluss. So komme ich wenigstens in diese hinein. 
Aber das Duschen mit Verband (den ich nicht abnehmen darf!) und auf einem Bein ist sehr schwierig. Der Verband sollte nicht nass werden, deshalb wickeln wir meinen rechten Fuss in Plastiksäcke. Und in der Dusche rutscht man auf nur einem Bein schnell aus, deshalb muss ich jetzt auf einem Plastikstuhl sitzend duschen.
Eingewickelt...

Auch in der Schule ist es mit Krücken viel schwieriger. Ich bin sehr langsam damit, ausserdem ist mein Klassenzimmer im 2. Stock, somit muss ich oft Treppen hoch- und runter gehen, auch habe ich wegen den Krücken keine Hände frei, um mein Material herumzutragen. Aber meine Klassenkameraden sind diesbezüglich sehr hilfsbereit. 

Wenn man einen Fuss nicht benutzen kann/darf, so ist man im Alltag richtig beeinträchtigt. Es wurde mir erneut klar, wie wichtig zwei intakte Füsse sind!