Dienstag, 13. Juni 2017

Monate März, April und Mai

Am Wochenende nach der Reise an die Karibikküste fand erneut ein Familienwechsel statt. Bereits zu Beginn meines Austauschjahres entschied mein Rotaryclub zusammen mit meinen Gastfamilien, dass die Familienwechsel direkt nach den beiden Reisen stattfinden werden.
Der Familienwechsel ging gut über die Bühne, nach einem gemeinsamen "Abschiedsessen" wurde ich von meiner neuen Gastmutter abgeholt und Ana Vitoria wechselte in meine vorherige Gastfamilie.
Meine neue "Gastfamilie" ist im Grunde genommen nur eine Gastmutter. Carolina, sie ist Anfang 50, sehr freundlich und hilfsbereit. Auch hat sie einen "Freund", der einige Nächte die Woche bei uns im Apartment verbringt. Das Apartment ist relativ gross, hat 3 Schlafzimmer (Doppelbett und Badezimmer (Zimmer meiner Gastmutter), Einzelbett und Badezimmer (mein Zimmer), "Abstellzimmer" mit Einzelbett), Küche und Ess-/Aufenthaltsbereich. Das Apartment selbst befindet sich im 6. Stockwerk (von total 16) eines Wohnblockes, der zusammen mit 5 weiteren identischen Blocks und einem Gemeinschaftsgebäude die Siedlung "Parque Central Ciudad Salitre" bildet.
"Mein" Block von vorne
Alle 6 Blocks und das Gemeinschaftsgebäude
 Mir gefällt es in meinem neuen Zuhause, nur ist es weit weg von Allem 😟


Zum Luftbild: (man beachte den Massstab!)
Blau: 1. Gastfamilie
Grün: 2. Gastfamilie
Violett: 3. Gastfamilie
Gelb: Schule 
Zur Schule brauche ich jetzt 1,5 Stunden, da der Schulbus nach mir glücklicherweise nur noch 2 weitere Male anhält, um weitere Schüler aufzuladen. Meine vorherige Gastfamilie war zwar näher an der Schule, ich wurde aber als 1. Person vom Schulbus abgeholt. Dieser machte danach "seine Runde", um alle anderen Schüler abzuholen, was ungefähr 2 Stunden dauerte. Grundsätzlich verbringe ich jetzt also weniger Zeit im Schulbus als zuvor. Aber niemand aus meiner Klasse wohnt auch nur annähernd nahe bei mir 😪 In meinem Schulbus hat es zwar andere Schüler aus meiner Umgebung, diese sind aber alle vom Kindergarten bis zur 6. Klasse.

In der Schule ging, abgesehen von vielen Witzen über meine "Reiserei" während der Schulzeit, alles seinen normalen Gang. Ich musste den verpassten Schulstoff nicht nacharbeiten, bei vielen Fächern bekam ich einen "Crashkurs", worum es gerade ging und dann arbeitete ich mit den anderen Schülern mit. Dies war so für die Lehrer und auch für mich kein Problem.

Mehrmals gab es leichte Erdbeben (die ich oft nicht mal spürte 😂). In diesen Fällen läutete jeweils ein Lehrer wie verrückt die Pausenglocke. Wir mussten dann in einer Reihe gehend das Schulgebäude verlassen und uns bei einem bestimmten Punkt (jede Klasse hatte ihren Besammlungspunkt) auf dem Fussballplatz hinstellen. Dort warteten wir dann, bis der Alarm vorüber war, die Lehrer warnten uns jeweils vor möglichen Nachbeben und dann durften wir zurück in die Klassenzimmer. Also grundsätzlich ganz "normal" wie bei einer Feuerübung in der Schweiz, nur halt während eines Erdbebens. Doch glücklicherweise waren alle Erdbeben sehr schwach und richteten keine Schäden an.
Besammlung nach Erdbebenalarm
Die Monate April und Mai sind in der Region von Bogotá (zusammen mit Oktober und November) klar die regenreichsten Monate. Oftmals war es morgens schön, begann aber dann jeweils nachmittags in Strömen zu regnen. Auf dem Schulgelände gibt es keine Gullideckel (wie allgemein fast nirgends in Bogotá). Deswegen war das Schulgelände mehrfach von einem See bedeckt, das Wasser versickerte aber jeweils relativ schnell wieder in der Wiese.
Schulwiese unter Wasser
"Strasse" beim Schulausgang

Zu Beginn des Monats April bekam mein Rotaryclub für 1 Woche "Besuch" eines Rotaractclubs aus dem Staat Washington, USA. Es waren ca. 30 Jugendliche und 10 Erwachsene Begleitpersonen, die für 1 Woche in Bogotá blieben. Am Wochenende lud mein Club die Gäste zum Mittagessen und Kennenlernen auf die Finka eines Clubmitgliedes ein. Es war eine tolle Zeit mit den amerikanischen Jugendlichen!  

Während der Woche machten die Amerikaner verschiedene Aktivitäten in Bogotá und Umgebung, am Freitag schliesslich folgte der eigentliche Grund für den Besuch der Amerikaner: Wir gingen zusammen in einem Armenviertel Häuser bauen. Das Geld dafür hatten die Jugendlichen aus den USA gesammelt. 
In einem Tag "bauten" wir 2 Häuser im Armenviertel, denn unsere Gruppe wurde zweigeteilt. Wir waren aber nicht alleine, sondern wurden von einer Freiwilligenorganisation angeleitet, die schon über 200 solcher Projekte realisiert hatte (viele davon zusammen mit meinem Rotaryclub). Wirklich wohl war es mir in dieser Region der Stadt nicht, Wertsachen mussten wir direkt im Bus zurücklassen. Alle bekamen Helme, die uns für alle Leute gut sichtbar als Helfer kennzeichneten. Ausserdem kriegten wir Schutzhandschuhe und -brillen. Der Hausbau bestand dann darin, Aluminiumschienen zu halten und ca. 1,5x0,75 Meter Betonplatten dazwischen "aufzustapeln". Auch ein Wellblechdach kam noch darauf und fertig war das einfache Häuschen mit 2 Zimmern und Korridor. Die Idee daran ist, dass wir das "Grundgerüst" bauten, die Bewohner dann aber noch zwischen den Platten abdichten etc., also das Häuschen fertigstellen. Die Arbeit war ziemlich anstrengend (die Platten sind auch nicht gewichtslos 😉), doch es war sehr zufriedenstellend, am Ende des Tages den Bewohnern die Schlüssel für ihr zukünftiges Häuschen zu übergeben. 
Ostern stand vor der Tür... Doch keine Osterhasen, keine Ostereier, rein gar Nichts... Wirklich sehr komisch für mich, da ich aus der Schweiz anderes gewohnt bin, aber ich bin ja hier auch nicht in der Schweiz. Das Osterwochenende verbrachte ich zusammen mit meiner Gastmutter und ihrem Freund in einer Finka in Girardot. Girardot liegt ca. 2-3 Stunden Autofahrt südlich von Bogotá. Bei der "Oberschicht" Bogotás ist die Region von Girardot wegen der warmen Temperaturen (⌀ 28°C, Bogotá ⌀ 14°C) sehr beliebt für Wochenenden und Ferien. 
Die Tage in Girardot verbrachten wir gemütlich am Pool und in der Hängematte. Auch konnten wir Mangos direkt vom Baum pflücken und dann frisch essen 😀
Finka von aussen
und von innen
Mangos
Nicht nur Menschen mögen Mangos...
Ende April fand die Distriktkonferenz 4281 in Pereira statt.

Am Freitag, 28. April, fuhren einige Clubmitglieder mit uns Austauschschülern frühmorgens aus Bogotá los. Die Fahrt war ziemlich lange und wir kamen schliesslich erst um 16:00 Uhr in Pereira an.



In Pereira fuhren wir direkt zum Eventgelände, um unsere "Eintrittskarten" abzuholen.
endlich angekommen

Erst danach fuhren wir zur Unterkunft, wo wir uns für die Begrüssungsfeier am Abend vorbereiteten. Wir hätten um 18:00 Uhr beim Konferenzgelände sein sollen, mussten aber bei der Unterkunft noch lange auf "unsere Rotarier" warten- schlussendlich kamen wir um 19:30 Uhr beim Konferenzgelände an. Wir hatten die gesamten Begrüssungsreden sowie die Nationalhymne verpasst, kamen aber gerade noch rechtzeitig zur Fahnenpräsentation und dem Schlusswort an. 😀


Am Samstag begann die Konferenz für uns (aktuelle und zukünftige) Austauschschüler bereits wieder um 7:00 Uhr. Wir mussten für die anwesenden Rotarier das Lied "Colombia, tierra querida" einstudieren. Um 8.30 Uhr begann dann die eigentliche Konferenz. Rotarier hielten Reden und es sprach die anwesende Rotarierin aus Honduras, welche als Vertreterin des Rotarypräsidenten fungierte. Danach folgte eine Rede eines Kaffeeproduzenten über die Wichtigkeit von Kaffee für die Region Pereira und ganz Kolumbien. Es folgten weitere Reden und Präsentationen, bis Mittags schliesslich das Thema "Austausch" drankam. Die Verantwortlichen für den Austausch wurden geehrt, es gab eine Videopräsentation sowie eine Rede eines Austauschschülers und wir sangen das einstudierte Lied. Nach der darauffolgenden Mittagspause ging die Konferenz weiter, jedoch mussten wir Jugendlichen nicht mehr daran teilnehmen. Wir verbrachten den Nachmittag zusammen mit den nächstjährigen kolumbianischen Austauschschülern. Diese wussten eigentlich alle bereits das Land, wohin sie gehen werden, aber leider wusste noch fast niemand die Region. Wir unterhielten uns und tauschten Pins aus, bis die Erwachsenen ihr Konferenz beendet hatten. Danach gab es in einer Nebenhalle kleine Snacks und musikalische Unterhaltung bis Abends.

Verantwortliche des Austauschprogrammes
Festhalle
Am Sonntag ging die Konferenz weiter, jedoch gab es für uns Jugendliche anstelle der Konferenz einen Zoobesuch.

Alles in Ordnung, Europa?

Am Sonntagabend fand noch das grosse Abschlussfest statt, dies als krönender Abschluss einer tollen Konferenz!


Den ganzen Montag verbrachte ich dann wieder in einem Reisebus, wir kamen erst spätabends in Bogotá an. Dabei hätten wir schneller sein können, doch unsere Rotarier beharrten darauf, ca. alle 2 Stunden einen Essensstopp einzulegen. Diese Essensstopps dauerten jeweils gut 1 Stunde, jedoch wurden meist nur Arepas ("Maisbrote/-fladen") gegessen.

Mittagessen
Die folgenden 2 Wochen des Monats Mai verbrachte ich wieder in der Schule, doch danach stand auch schon die letzte Rotaryreise an... AMAZONAS - Doch darüber werde ich in einem eigenen Blogeintrag berichten.