Mittwoch, 31. August 2016

Rotaract- und Rotarytreffen

Am Samstag nach meiner ersten Schulwoche waren Franziska und ich an ein Hamburgeressen eines Rotaractclubs eingeladen.
 
Rotaract ist eine Art "Unterclub" von Rotary für Leute von 18 bis 30 Jahren. Jeder Rotaractclub wird von einem Mitglied des zugehörigen Rotaryclubs betreut. Dieses Hamburgeressen war auf einem Schulgelände, ein bisschen ausserhalb von Bogotá. Wir durften mit dem Verantwortlichen des zugehörigen Rotaryclubs dorthin mitfahren. Es waren auch noch zwei weitere Austauschschüler dabei. Wir waren viel zu früh dort, deshalb halfen wir den Leuten von Rotaract beim Hamburgermachen und anderen Vorbereitungen. Schliesslich kamen ca. 60 Personen an dieses Hamburgeressen. Die Hamburger waren sehr lecker!


Anschliessend an das  Hamburgeressen gab es noch Spiele und Musik.
Wir Austauschschüler spielten zum ersten Mal das Spiel Tejo, welches im Jahr 2000 zum Nationalsport Kolumbiens ernannt wurde und schon vor 500 Jahren in Kolumbien gespielt wurde. Ziel des Spiels ist es, eine eiserne diskusförmige Scheibe, den Tejo (9 cm × 4 cm), in einen 19,50 m entfernten 15cm durchmessenden Kreis ("bocín") zu werfen und so die dort an dessen Rand aufgelegten dreieckigen Schwarzpulvertaschen, die "Mechas", zu treffen und explodieren zu lassen! Wir spielten aber eine "kleinere Version" dieses Spiels mit kleineren Tejos, kleinerem Kreisdurchmesser und kleinerer Wurfdistanz. Es ist schwierig, die "Mechas" zum expodieren zu bringen, aber mir gefällt dieses Spiel sehr!
"Mechas"
"Tejo"
"Zielkasten" mit "Bocín" und "Mechas"
Unter dem folgenden Link ist noch ein Video zu Tejo zu finden:  

Mir gefiel dieser Rotaract-Anlass sehr und ich konnte viele neue Leute kennenlernen, darunter auch einen Jugendlichen aus Bogotá, der ab Neujahr sein Austauschjahr in der Schweiz verbringen wird.


Am letzten Mittwoch hatte ich auch mein erstes Rotarytreffen beim Rotaryclub Santa Fe de Bogotá. Franziska und ich stellten uns den ca. 25 anwesenden Clubmitgliedern vor und überreichten die Wimpel unserer Gastclubs/-Distrikte. An diesem Abend stellten sich auch noch Jugendliche vor, die im nächsten Jahr mit Rotary ein Austauschjahr machen möchten. Auch war eine Delegation eines anderen Rotaryclubs aus der Region nördlich von Bogotá anwesend. Die Leute im Club nahmen Franziska und mich freundlich auf und sind sehr nett. Ich fühle mich sehr wohl in diesem Club.
Wimpelübergabe
Franziska und ich mit meinem Consejero
Gruppenfoto

An diesem Abend wurde aber vor allem auch über die Einigung über den Friedensvertrag zwischen der Regierung und den FARC-Rebellen gesprochen, welche an diesem Tag in Havanna, Kuba, stattgefunden hatte. Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) sind die größte und älteste Guerillaorganisation Lateinamerikas. Gemeinsam mit anderen Rebellengruppen kontrollierten sie einst große Teile Kolumbiens.

"Nach über 52 Jahren Guerillakrieg haben sich die kolumbianische Regierung und die FARC auf einen Friedensvertrag geeinigt. "Wir haben die schönste aller Schlachten gewonnen: den Frieden in Kolumbien", erklärte der Chefunterhändler der linken Rebellengruppe, Ivan Márquez, bei der Bekanntgabe der historischen Übereinkunft in Havanna. Den Pakt müssen die Bürger noch in einer Volksabstimmung billigen, die Präsident Juan Manuel Santos für den 3. Oktober ansetzte. Der Staatschef feierte die Übereinkunft als Chance, nach Jahrzehnten der politischen Gewalt mit mehr als 220.000 Toten ein neues Kapitel aufzuschlagen. Während des Guerillakriegs waren mehr als fünf Millionen Menschen vertrieben worden. Seit November 2012 hatten Regierungsvertreter und FARC-Gefolgsleute um eine Friedenslösung gerungen." 


Mich freut es sehr für die Bevölkerung Kolumbiens, dass es nun so scheint, als könne mit einer wichtigen Rebellengruppe Frieden geschlossen werden. Jedoch ist es umstritten, ob dieses Abkommen an der Urne angenommen wir, denn die Gegner des aktuellen kolumbianischen Präsidenten finden, dass man den Rebellen zu viele Zugeständnisse mache und die "Verbrecher" zu milde bestraft würden (so erklärte es mir zumindest meine Sociales-Lehrerin).

Montag, 22. August 2016

Schulbeginn und Geburtstag


Am 16. August war mein 1. Schultag am "Colegio Inglaterra Real" hier in Bogotá. Es war auch mein 1. Schultag mit Schuluniform. Meine Schulklasse, die "Noveno", nahm mich freundlich auf und auch die Lehrer sind freundlich zu mir (und auch zu den anderen Schülern). Viele Schüler kamen auf mich zu und wollten meinen Namen wissen, woher ich komme, ob es mir in Kolumbien gefalle etc.

Zu meiner Schuluniform...
Zuerst gilt es zu sagen, dass (fast) überall das Emblem meiner Schule abgebildet ist und die Uniformen die Farben der Flagge meiner Schule haben.
Emblem
Flagge













Montag und Donnerstag trage ich die normale Schuluniform. Diese besteht aus schwarzen Schuhen, schwarzen Socken, schwarzer Hose, weissem Hemd, blau-rot-weissem Pullover und weinroter Krawatte.
"normale Schuluniform"
Dienstag, Mittwoch und Freitag habe ich Sport, also muss ich die Sportuniform anziehen. Diese besteht aus weissen Schuhen, weissen Socken, kurzen oder langen Hosen in blau-rot-weiss, weissem Hemd und Jacke in blau-rot-weiss. Die Hosen und Jacke sind aus einem Stoff, der zwar den Wind super abhält, aber nicht wirklich atmungsaktiv ist. Beim Gehen fühle ich mich ein bisschen wie mit Skihosen, es entsteht auch immer dieses "Ripschgeräusch". Auch duscht man hier nach dem Sportunterricht nicht, jedoch kommt man oft auch nicht richtig ins Schwitzen.
Sportuniform
An den Schultagen stehe ich um 6:15 Uhr auf, um noch Duschen zu können. Duschen ist hier in meinem Haus ein bisschen "Glückssache". Meistens habe ich etwa eine halbe Minute lang warmes Wasser, danach nur noch Kaltes. Manchmal auch gar kein warmes Wasser, aber wenn ich "Glück" habe, so habe ich während dem ganzen Duschen warmes Wasser. Danach Schuluniform anziehen, Frühstück und um 7:25 Uhr fährt mein Bus zur Schule ab. Dazu ist zu sagen, dass mein Gastvater Jesus Schulbusfahrer für eine andere Schule ist und danach meine Gastschwestern, ein paar andere Jugendliche aus meinem Quartier und mich mit seinem Bus zur Schule fährt. Jedoch gehen meine Gastschwestern nicht auf die gleiche Schule wie ich. Ihre Schule ist ca.1 Kilometer entfernt von meiner Schule. Aber in der Umgebung dieser beiden Schulen hat es eh fast nur Schulen (so kommt es mir zumindest vor). Die Fahrt zur Schule dauert ca. 15 Minuten, manchmal wegen dem vielen Verkehr aber auch 25 Minuten.

Die Schule beginnt offiziell um 8:00 Uhr, jedoch erscheinen die Lehrperson und die letzten Schüler meist erst ca. 15 Minuten später. Der Schultag beginnt damit, dass gemeinsam gebetet wird. Während der 1. Lektion kommen dann jeweils zwei Lehrpersonen vorbei, um eine Anwesenheitskontrolle zu machen. Zwischen den Lektionen gibt es hier keine Pausen. Die 1. Pause ist erst um 11:00 Uhr oder um 12:00 Uhr. In dieser Pause dürfen Franziska und ich in der Kantine eine Zwischenverpflegung abholen gehen, weil wir Austauschschüler sind. Diese war bisher noch nie das Gleiche. Es gab schon Empanadas (gefüllte Teigtaschen), Arepas (runde Maisfladen), Kuchen, Chips (diese gibt es hier in allen Möglichen Geschmacksrichtungen), Blätterteiggebäck...
Empanada
Arepa
Chips mit "Poulet-Geschmack"
Um 13:15 Uhr ist dann schliesslich Mittagspause bis um 14:00 Uhr. Während dieser Pause esse ich zusammen mit Klassenkameraden in der Kantine. Es gibt ein Menü, man kann aber jeweils sagen, was man von diesem Menü wirklich will und wie viel davon. Es gab bisher immer Reis und fast immer Huhn, manchmal auch anderes Fleisch. Jedoch wird das ganze immer in verschiedenen Varianten zubereitet. Bis jetzt mag ich das Essen der Kantine sehr. Zum Essen gibt es als "Dessert" leckere Früchte (viele davon gibt es in der Schweiz gar nicht) und als Getränk einen frischen Fruchtsaft. Dazu ist zu sagen, dass in Kolumbien generell sehr oft Fruchtsaft getrunken wird (mir schmecken die meisten dieser Säfte sehr).
In den Pausen spielen wir eigentlich immer Fussball, Frisbee oder schauen beim Fussball zu. Meine Schule führt eine Art "Turnier" zwischen den Schülern durch. In jeder Pause spielen zwei Mannschaften gegeneinander. Jede Stufe von der 1. bis zur 11. hat mindestens ein Team und jedes Team spielt mindestens einmal gegen jedes andere Team. Am Ende des Schuljahres gibt es dann ein Finale zwischen den zwei besten Teams.
Die Schule dauert jeweils bis um 15:50 Uhr. Danach holt mein Gastvater Jesus die anderen Schüler und mich wieder ab. Nach der Schule bin ich meistens müde. Nicht, weil der Unterricht besonders anstrengend wäre, sondern weil die ganze Zeit Spanisch auf mich "einprasselt" und ich mich konzentrieren muss, um alles zu Verstehen.
Klassenzimmer

Zu den Schulfächern... Hier in Kolumbien habe ich Spanisch, Englisch, Mathematik, Physik, Biologie, Wirtschaft, Ethik, Verwaltung, Computerunterricht, "Sociales", Musik, Sport und "Ludicas".
Stundenplan
"Sociales" ist eine Mischung aus Geschichte und Geografie. Jedoch mache ich dort nicht beim "normalen" Unterricht mit, sondern habe ein "Sonderprogramm" über die Geografie, Kultur und Geschichte Kolumbiens. Dieses Fach gefällt mir sehr.
"Ludicas" ist eine Art Wahlfach, man kann zwischen Sport (Fussball) und Musik (Gitarre, Klavier oder Schlagzeug) wählen. Da ich Austauschstudent bin, darf ich abwechselnd Sport und Musik besuchen, damit ich von beiden Angeboten profitieren kann.
Der Englischunterricht hier in Kolumbien ist ganz anders als in der Schweiz. Der Lehrer hat einen Akzent, der ein bisschen nach "indischem Callcenter" klingt, auf alle Fälle einen sehr speziellen Akzent. Der Unterricht besteht meistens daraus, dass die Schüler Aufgaben lösen müssen. Dafür nimmt der Lehrer einen Schüler zu sich nach vorne an die Tafel. Der Lehrer sagt danach, welche Aufgabe gelöst werden soll. Nach dem Lösen fragt er die Antworten ab. Sobald er die Aufgabe sagt, muss man möglichst schnell die Hand heben. Der "Hilfslehrer" entscheidet dann, wer der oder die Schnellste war und somit antworten darf. Ist die Antwort richtig, so kriegt man einen Punkt. Jeder dieser Punkte bedeutet, dass die Note im Zeugnis um je eine Hundertstelnote verbessert wird. Ich finde dieses System jedoch nicht so sinnvoll, da eigentlich immer die Gleichen antworten und die Anderen einfach nichts machen. Aber für mich ist der Englischunterricht hier kein Problem, die Grammatik ist momentan beim Passiv und den irregulären Verben. Diese habe ich in der Schweiz schon relativ oft üben müssen, somit ist dies für mich einfach. Auch die Hörverständnisse sind schön langsam gesprochen und werden zwei Male gehört, also einfacher als in der Schweiz. Manchmal funktioniert die Audiodatei nicht, dann muss ich (oder mein Pultnachbar, dieser kann auch relativ gut Englisch) für die Klasse vorlesen gehen. Auch mussten mein Pultnachbar und ich den Mitschülern Noten für ihre Aussprache bei einer Präsentation geben.
Den Stoff in praktisch allen Fächern kenne ich bereits aus der Schweiz, jedoch nützt mir dies nicht in allen Fächern wirklich viel. Englisch, Mathematik, Physik verstehe ich relativ gut. Aber bei anderen Fächern weiss ich zwar, worum es geht, jedoch hat im Spanisch (logischerweise) alles einen anderen Namen. So verstehe ich im Biologieunterricht zwar, worum es geht, aber die spanischen Fachbegriffe kommen mir Spanisch vor :)( Aber wenn im Biologieunterricht "Basic-Chemiestoff" durchgenommen wird, so verstehe ich dies, da die Formeln (wie auch in Mathematik und Physik) gleich sind.

Der Unterricht hier in Kolumbien ist generell viel lockerer als in der Schweiz. Man läuft während der Stunde einfach herum und diskutiert mit anderen Schülern oder mit den Lehrern. Bei den Tests (hier gibt es oft "Blitzer") diskutiert man einfach mit den anderen Schülern die Lösungen oder löst den Test mit dem Pultnachbarn, ohne dass die Lehrperson "einschreitet".

Noch etwas "Spezielles"... Das Dach unseres Klassenzimmers ist an Balken festgeschraubt, jedoch fehlen ein paar Schrauben... So hat es genau über meinem Pult keine Schraube, aber dafür ein Loch in der Decke und wenn es regnet, so tropft es ständig auf mein Pult :(
rechts Labortrakt, hinten Klassenzimmer, links Kantine
"Hauptgebäude"
Allgemein zum Spanisch... Mir hat es geholfen, dass ich in der Schweiz schon ein paar Privatstunden Spanisch hatte. Dadurch konnte ich mich von Beginn an wenigstens ein bisschen verständigen und ein wenig etwas verstehen und musste nicht bei null beginnen. Da hier (logischerweise) ständig Spanisch gesprochen wird, verstehe ich von Tag zu Tag mehr. Auch das Sprechen geht immer besser.

Am 2. Schultag hatte ich bereits Geburtstag. Meine Mitschüler haben zu Beginn jeder Unterrichtsstunde bei einer neuen Lehrperson für mich gesungen (weniger Unterricht ;) ). Meine Gastfamilie und ich gingen am Abend zusammen ins Kino. Dabei war auffallend, dass der Kinoeintritt hier nur umgerechnet etwa 2 Franken kostet! Auch die Verpflegung ist viel billiger.
v.l.n.r. Natalia, ich, Luna
v.l.n.r. ich, Natalia, Jesus, Luna (Natalia und Luna stehen auf einem Stuhl, damit sie grösser wirken)
Am Sonntagabend hatte meine Familie noch Verwandte und ein paar Klassenkameraden von mir zu einer spontanen Geburtstagsparty eingeladen. Es war ein toller Abend!



Bis jetzt gefällt es mir sehr hier in Kolumbien!
Es ist zwar vieles anders als in der Schweiz und auch ungewohnt, aber dies macht es auch spannend!

Montag, 15. August 2016

Organisieren...

Die letzte Woche organisierten wir Dinge für mein Austauschjahr und auch für das Jahr meiner Gastschwester Ana Maria in Brasilien. Am Montag gingen wir ins "gefährliche" Zentrum Bogotás, um Gastgeschenke für Ana Maria zu kaufen. Auch schauten wir nach Kleidung für meine Schuluniform.
Dazu noch etwas Spezielles... Wir parkierten unser Auto auf einem Parkplatz, aber als wir zurückkehrten, war das Auto kompett von anderen Autos umstellt! Also haben wir zusammen mit dem "Einweiser" (hier hat es bei allen Parkplätzen "Einweiser", diese Helfen beim Einparkieren, dafür gibt man ihnen ein "Trinkgeld") Autos weggeschoben, bis wir wieder wegfahren konnten :)
Handwerksmarkt
Dienstag gingen wir nicht in die Stadt, da wir das Auto nicht benutzen durften. Dazu ist zu sagen, dass es in Bogotá viel Verkehr hat und man manchmal nur im Schritttempo vorwärtskommt. Um einem noch grösseren Verkehrschaos vorzubeugen, wurde eingeführt, dass zu gewissen Tageszeiten nur die Autos mit gerader, respektive die mit ungerader Nummer auf dem Nummernschild fahren dürfen. Dies wird von der Polizei auch kontrolliert und führt bei Verstoss zu Bussen. Am Samstag aber gibt es keine solche Regelung, was dazu führt, dass es viel mehr Verkehr hat. Die "TransMilenio"-Busse in Bogotá aber haben wegen dem vielen Verkehr auf der Strasse eine eigene abgegrenzte Fahrspur, damit sie schneller vorankommen. Diese Busse haben auch fixe Haltestellen.
http://alaskavelo.blogspot.com.co

Es gibt aber auch kleinere Busse ("Urbano"), die man einfach an den Strassenrand heranwinkt oder an ihren Haltestellen wartet und dann einsteigt, jedoch fahren diese auf den normalen Strassen, sind also nicht so schnell wie die "TransMilenio"-Busse. In Bogotá hat es auch extrem viele gelbe Taxis, die relativ billig sind. Auch diese winkt man einfach zu sich an den Strassenrand. Meine Gastfamilie hat mir aber erklärt, dass die Taxifahrer nur einen Tag pro Woche als Taxifahrer arbeiten dürfen, da sonst zu viele Taxis unterwegs wären!
blaue "Urbano"-Busse und gelbe Taxis
Mittwoch gingen meine Gastmutter Gina und ich ins Migrationszentrum, um mein Visum zu bestätigen. Ich musste nochmals ein Blatt mit meinen Angaben ausfüllen (diese musste ich aber auch schon für das Einholen des Visums in der Schweiz angeben). Danach warteten wir zwei Stunden lang in einem Wartesaal mit zu wenigen Stühlen. Dummerweise ist auch noch das System zusammengebrochen, was das Warten nochmals verlängerte. Danach konnte ich endlich meinen Pass mit dem Formular abgeben. Danach hiess es wieder warten, bevor ein Mitarbeiter dann endlich meine Angaben ins System eingab. Nun musste ich jedoch nochmals warten, bevor für meinen  Ausweis ein Foto von mir gemacht und meine Fingerabdrücke eingescannt wurden.
Donnerstag gingen meine Gastmutter und ich zu meiner Schule "Inglaterra Real", um mich dort anzumelden. "Inglaterra Real" ist eine Privatschule, die mit dem Auto ca. 15 Minuten von meinem Zuhause entfernt ist. Mein Name und meine Angaben wurden in ein Buch eingeschrieben, ich bin Schüler Nr. 167. Auch probierte ich meine blau-weiss-rote Sportuniform an. S und M sind mir zu kurz, L ist von der Länge her gut, aber viel zu breit. Ich habe jetzt trotzdem ein L, aber dieses brachten wir zu einer Schneiderin, um es anpassen zu lassen. Dies ist hier (wie so vieles) viel günstiger als in der Schweiz. Meine Gastmutter bezahlte auch gleich noch die Schulgebühren. Mein Sportlehrer führte mich auch noch auf dem Schulgelände herum und stellte mich allen Lehrpersonen und meiner zukünftigen Klasse (ich werde die 9. Klasse besuchen, da die Schüler in der 9. 15-16 Jahre alt sind) vor. Meine Schulklasse hat ein bisschen mehr als 20 Schüler und Schülerinnen. Sie waren sehr freundlich zu mir. Das Schulgelände ist klein und übersichtlich. Es hat Schüler vom Kindergarten bis zur 11. Klasse, wobei es pro Jahrgang aber nur eine Klasse gibt. Als mein Sportlehrer ihnen erklärt hat, dass ich ein Austauschschüler aus der Schweiz bin, sind mir die ganze Zeit kleinere Kinder nachgelaufen und haben "Hola" gerufen, bis sie schliesslich von ihrer Lehrperson beruhigt wurden :) Die Lehrer scheinen nett zu sein, jedoch nahmen sie die Bitte meines Sportlehrers, langsam mit mir zu sprechen, ein bisschen zu ernst "Hooooolaaaaaaa, yoooooooo soooooooyy....".
Auf dem Schulgelände wurde ich von vielen angestarrt, weil ich neu bin und helle Haare habe (für die Kolumbianer bin ich blond). Ich war ein bisschen damit überfordert, dass mir viele Leute Fragen stellten und mit mir sprechen wollten. Aber mein erster Eindruck der Schule ist sehr positiv!
hinten der "Klassenzimmerkomplex", rechts das Kantinengebäude, links die Labore

Sportuniform
Die nächsten Tage brauchten wir, um alles für den Austausch meiner Gastschwester Ana Maria zu organisieren. Samstag besuchten wir noch den Gottesdienst, auch um für die Reise von Ana Maria den Segen zu holen. Die Kirche hat sogar gleich ein eigenes Parkhaus, man kann direkt vom Parkhaus über eine Treppe in die Kirche gelangen. Auch werden alle Kirchenlieder (es wird mehr gesungen als in der Schweiz) auswendig gesungen, dazu wird auch noch geklatscht. In der Kirche hat es keine Orgel, dafür werden die Lieder mit verstärkter Gitarre begleitet. Es hat keine Ministranten, sondern Erwachsene übernehmen deren Aufgaben.
Am Sonntag standen wir dann bereits um 2:30 Uhr auf, um mit Ana Maria auf den Flughafen zu gehen. Dort verabschiedeten wir sie nach Brasilien. Aber anders als bei mir in der Schweiz war hier am Flughafen die halbe Verwandschaft versammelt: Eltern, Geschwister, Grosseltern, Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen, Kolleginnen...
Schon frühmorgens hat es viele Leute am Check-In...

Flughafen Bogotá
Am Dienstag beginnt dann mein Schulalltag...

Donnerstag, 11. August 2016

¡Hola!

Nach meinem langen Flug von Zürich über Amsterdam nach Kolumbien zusammen mit den anderen Austauschschülern wurde ich am Flughafen von Bogotá von meiner 1. und 2. Gastfamilie sowie von Clubmitgliedern herzlich begrüsst. Auch Franzi aus Deutschland, die andere Austauschstudentin bei meinem Gastclub, war da. Es war toll, dass all diese Leute an den Flughafen gekommen waren, um mich zu begrüssen.


Bereits am nächsten Tag fuhr meine Gastfamilie mit mir ca. 1,5 Stunden aus Bogotá raus an ein "Sonntagsfamilienfest" bei einem Wassersportclub an einem See. An diesem Fest war die ganze Familie versammelt (ca. 50 Personen), von den Kindern bis zu den Grosseltern. Für die Kolumbianer ist die Familie sehr wichtig. Auch Franzi war da. Die Familie war sehr nett zu uns Austauschschülern und die Leute wollten viel wissen über Deutschland und die Schweiz. An diesem Fest liessen wir Drachen steigen (die Kolumbianer scheinen dies sehr zu mögen, man kann auch überall Drachen kaufen). Meine Gastfamilie war überrascht, dass ich meinen Drachen gleich beim 1. Versuch ziemlich hoch in die Luft brachte. Sie wollten wissen, wie ich dies geschafft habe, doch eigentlich kommt es (fast) nur auf den Wind drauf an.
Wir machten auch noch andere Spiele, darunter "Juego de la Rana", ein kolumbianisches Wurfspiel. Bei diesem geht es darum, dass man sieben Metallscheiben, die etwa so gross wie ein Fünffrankenstück sind, in Froschmäuler und Löcher werfen muss, um möglichst viele Punkte zu erzielen. Es ist gar nicht einfach, diese Froschmäuler zu treffen!
"Juego de la Rana"
Auf dem Gelände des Wassersportclubs hat es mehrere kleine Holzhäuschen, von denen auch eines meiner Gastfamilie gehört. Dieses Häuschen nutzt meine Gastfamilie an den Wochenenden. Auch hat es auf dem Gelände eine Art "Hauptgebäude", in welchem es auch eine grosse Küche gibt.
links das "Hauptgebäude", rechts die kleinen Häuschen
Ausblick vom "Hauptgebäude"
Aussicht vom Balkon des Häuschens meiner Gastfamilie
Einige Familienmitglieder haben in der Küche im "Hauptgebäude" für alle anderen Personen leckere Lasagne gekocht. Auch gab es kolumbianische Spezialitäten zum Probieren, so zum Beispiel eine Süssigkeit, die wie Karamell aussieht und auch ähnlich schmeckt.
An diesem Fest wurde auch Ana Maria, meine älteste Gastschwester, verabschiedet. Sie wird nach Brasilien in den Austausch gehen. Bei der Verabschiedung gab es auch ein Gebet mit allen Familienmitgliedern. In Kolumbien ist auffallend, dass die Leute sehr oft beten, so z.B. bei (fast) jeder Mahlzeit und auch beim Autofahren.
Das Familienfest dauerte den ganzen Tag lang, bis es dunkel wurde. Es hat mir sehr gefallen, all diese Leute kennenzulernen!

Ana Maria, Natalia, Franzi, ich
ich, Natalia, Gina, Ana Maria

Im Moment "kämpfe" ich immer noch ein bisschen mit der Zeitverschiebung, jedoch wird sich dies hoffentlich bald bessern.
Meine Gastfamilie ist sehr nett und hilfsbereit. Ich verstehe zwar oft nicht gerade, was sie sagen, aber manchmal hilft es schon, wenn sie es einfach nochmal langsam wiederholen. Wenn dies nicht funktioniert, so versuchen sie, mir das Wort auf Englisch zu sagen, damit ich sie verstehen kann. Irgendwie verstehe ich sie meistens doch noch!
Jetzt müssen wir die Schuluniform sowie die Visabestätigung organisieren...