Samstag, 22. Oktober 2016

Quinzeañera und Medellín

Vorletzten Samstag waren Natalia und ich zu einer Quinzeañera einer meiner Klassenkameradinnen eingeladen. Das Fest fand ausserhalb von Bogotá auf einem Anwesen speziell für Hochzeiten und Quinzeañeras statt. Direkt nach dem Ankommen wurden uns Fruchtsäfte gereicht und wir mussten in Kleingruppen mit einem Fotoautomaten Fotos machen und danach zu den in einem Buch eingeklebten Fotos einen Text für die Quinzeañera schreiben.

Eingangsbereich
Süssigkeitentisch
Fotos für die Quinzeañera ;)
Fruchtsaft
Dann erschien die Quinzeañera in einem langen gelben Kleid und stieg in ein "Musikauto" und bediente dort ein DJ-Pult. Dazu gab es zum Auftakt ein Feuerwerk.

"Musikauto"
Quinzeañera am DJ-Pult
Nach dem Empfang der Quinzeañera gingen wir Gäste in den geschmückten Saal. Die Kollegen/Kolleginnen sassen nicht an Tischen, sondern in verschiedenen Lounges. Die erwachsenen Gäste hatten ihre Plätze an Tischen.


Als alle Gäste im Saal waren, wurden wir von der Familie der Quinzeañera begrüsst. 15 "Angestellte" kamen mit Champagnerflaschen, mit Feuerwerks-Vulkanen darauf, in den Saal und schenkten diesen den erwachsenen Gästen ein. Wir sangen Happy Birthday und danach folgte der traditionelle Walzer. Dieser Brauch wurde jedoch stark abgeändert. Die Quinzeañera tanzte nur mit ihrem Vater und Bruder den Walzer (nicht mit allen männlichen Verwandten), danach folgte ein Musikwachsel und professionelle Tänzer tanzten mit der Quinzeañera, jedoch zu anderen Musikstilen.

15 "Angestellte" mit Champagnerflaschen

Im Anschluss wurde schon das Essen serviert: Für uns Jugendlichen gab es eine Art Buffet. Es gab Pizzastücke, kleine Hamburger, kleine Hotdogs, Pommes und ein Dessert. Für die Erwachsenen gab es ein spezielles Essen.


Kurz darauf tanzte die Quinzeañera erneut mit den professionellen Tänzern und forderte danach die Gäste auf, auch mitzutanzen. Jedoch wollte niemand als Erster/Erste tanzen gehen, da die meisten noch am Essen waren.


Doch plötzlich ging alles schnell: Ein Sänger stieg auf die Bühne und viele Leute kreischten los und rannten zur Bühne. Der Sänger war Pipe Bueno, ein in der Region Bogotá ziemlicher bekannter Sänger. Der Sänger sang 15 Lieder für die Quinzeañera, die zu ihm auf die Bühne durfte. Auch wurden gratis-CD´s an alle Gäste verteilt.


Nach dem Auftritt von Pipe Bueno wurde getanzt. Während dem Tanzen gab es auch noch die Möglichkeit, sich von einem Künstler mit spezieller Farbe Muster auf den Körper malen zu lassen, die dann im UV-Licht leuchteten. Leider musste man dafür lange anstehen.

Natalia mit "Bemalung"
Während dem Tanzen trat nochmals eine andere Musikgruppe auf, die Livemusik auf der Bühne spielte und die Tänzer kamen als Roboter "verkleidet" ebenfalls wieder zum Mittanzen. Zu mir und dem Tanzen... Es geht immer besser und an jedem Fest lerne ich ein bisschen mehr dazu, jedoch gibt es hier, wie ich bereits in einem vorherigen Blogeintrag erwähnt habe, sehr viele verschiedene Tänze :)

Um 03:00 ging es dann ab nach Hause, wo wir um 04:00 ankamen. Ich habe das Fest sehr cool gefunden, es war für mich ein unvergessliches Erlebnis.

Um 07:00 Uhr ging es bereits wieder weiter, wir fuhren los nach Medellín!

Im Auto konnte ich während der 8-stündigen Fahrt aber wenigstens ein bisschen schlafen. Die Fahrt von Bogotá nach Medellín führte zuerst über einen "Pass", dann folgten wir einem Tal in Richtung Norden und schliesslich folgte wieder ein Pass kurz vor Medellín. Auf der Fahrt machten wir zwei Essensstops sowie einen Halt bei der ehemaligen Farm von Pablo Escobar, die heute aber nicht mehr steht - heute ist das Gelände ein Zoo und Wasserpark!


Mittagessen "Tamal", serviert im Blatt eines "Platanos"
Río Magdalena
Eingang zum Anwesen von Pablo Escobar mit "Schmuggelflugzeug"
Themenpark auf Anwesen von Pablo Escobar

Super leckeres Essen...
Blick auf Medellín
Als wir schon auf Medellín hinuntersehen konnten, knallte es plötzlich fürchterlich. Ein Bus vor uns hatte ein Teil verloren und begann zu rauchen... Glücklicherweise konnten wir dem Teil gerade noch ausweichen. Spätestens dann waren wir alle definitiv wach!

In Medellín kamen wir bei den Bekannten meiner Gasteltern an, luden das Gepäck aus und gingen direkt in die Kirche! Ein Sonntag ohne Kirchenbesuch scheint unmöglich ;)


Am 1. Tag (Montag) fuhren wir mit einer Tochter der Familie (Studium schon abgeschlossen, wohnt aber immer noch zu Hause) als "Reiseführerin" ca. 1 Stunde mit dem Auto aus der Stadt hinaus. Zuerst besuchten wir die Nachbildung eines Dorfes, das in einem Stausee versunken ist.


mit "Reiseführerin" rechts im Bild

Nach diesem Dörfchen fuhren wir ein bisschen weiter zu einem freistehenden Felsen, dem "El peñón". Auch dieser liegt am Stausee, in welchem das Dorf versunken ist. Der Felsen ist wirklich sehr imposant, da er irgendwie gar nicht richtig in diese Umgebung passt. Es wird angenommen, dass er das Ergebnis/Produkt eines Vulkanausbruches ist.


Um nach oben auf den Felsen zu gelangen, mussten wir zuerst 659 Stufen "bezwingen".

Zwischenstopp auf dem Weg nach Oben


Doch die Aussicht von der "Spitze" ist wirklich atemberaubend!

Für Grossansicht aufs Foto klicken!
Der Schmetterling wollte nicht, dass ich mit der Kamera ein Foto mache ;)


Nach dem „El peñón“ besuchten wir noch den „zugehörigen“ Ort Guatapé. Dieser besteht aus sehr bunten Häusern und einem ebenfalls hübschen Platz mit einer bunten Treppe. Auch haben wir in Guatapé die Kirche „besichtigt“.

Platz mit bunter Treppe
Kirche von Aussen
Kirche von Innen
Hier gibt es sogar noch "Telefonkabinen"

Am 2. Tag (Dienstag) blieben wir in der Stadt, um diese mit dem ÖV zu erkunden. Medellín hat besseren ÖV als Bogotá – in Medellín gibt es Bus, Tram, Metro und auch Seilbahnen als Teil des ÖV-Systems.
Streckennetz
Preistafel

Am Morgen benutzten wir den Bus, um zur Metrostation zu gelangen. Mit der Metro fuhren wir dann bis zu einer Seilbahn.

"Metro", eigentlich eine Art S-Bahn
Für diese braucht man kein spezielles Ticket, man verlässt die Metro-/Seilbahnstation einfach nicht und besteigt die Seilbahn. Die Seilbahn hat eine Tal- sowie Bergstation und noch zwei weitere Stationen, um den "überquerten" Stadtteil möglichst gut an das ÖV-Netz anzuschliessen. Seilbahnfahren war für mich sehr witzig, aber für meine Gastfamilie war es das erste Mal, sie sind noch nie Seilbahn gefahren! Als die Gondel die Station verliess und beschleunigte, schrien sie laut auf. Diese Seilbahn ist wirklich einzigartig, man schwebt über der Stadt und hat eine super Aussicht… 

Aussicht auf die Stadt Medellín
Aussicht von der "Bergstation"
Für die 2. Seilbahn mussten wir dann bezahlen, da diese „nur“ zu einem Park führt und nicht mehr Teil des ÖV-Netzes der Stadt ist. Die Seilbahn führte über einen Hügel aus der Stadt hinaus und dann durch den Wald.

Blick zurück auf Medellín

 Nach ca. 25 Minuten Gondelfahrt kamen wir schliesslich bei der Station des Parks „Arví“ an.

Station der Parks "Arvi"

Dieser ist eine Mischung zwischen Natur- und Erlebnispark. Es hat verschiedene Pavillons im Park, in welchen jeweils ein Teil der Natur genauer erklärt wird. Die Dächer dieser Pavillons sind mit Blumen in Musteranordnung geschmückt. Auch befinden sich im Park ein 4D-Kino mit Kurzfilmen, Essensstände und Restaurants, ein „Zug“, verschiedene Spielplätze, sowie ein Seilpark.   


Wir wollten nach dem Kino und den Pavillons in den Seilpark gehen. Dort zogen wir die Ausrüstung an, bekamen die Instruktionen und wurden den Übungsparcours zugeteilt. Doch als die ersten Personen auf die Plattformen hochgestiegen waren, begann ein Gewitter mit Regen, Hagel und Blitzen. Daher wurde der Seilpark geschlossen, da es zu gefährlich war und wir total nass geworden wären. Meine Gastschwester Luna war sehr traurig, da sie unbedingt eine Seilrutsche („Tirolien“) ausprobieren wollte und schlussendlich doch nicht konnte :(

Am Abend fuhren wir mit der Seilbahn wieder in die Stadt zurück und bestiegen nach einer kurzen Fahrt mit der Metro eine weitere Seilbahn. Somit hatten wir an diesem Tag alle Seilbahnen in Medellín benutzt. Als wir in diese Seilbahn einstiegen, war es schon dunkel (hier beginnt es um ca. 18:00 „einzudunkeln“ und ist dann bereits um ca. 18:20 Uhr stockdunkel). Diese Seilbahnfahrt war sehr speziell, da wir eine super Aussicht auf das Lichtermeer von Medellin hatten. Wir fuhren mit der Seilbahn eine ganze Runde, also hoch- und wieder hinunter, da wir bloss die Aussicht auf Medellín bei Dunkelheit sehen wollten. 


Seilbahnen als Teil des ÖV in einer Stadt sind wirklich eigenartig, für mich war dies ein super Erlebnis, einmal nicht "nur" in den Bergen in einer Seilbahn zu sitzen. 

Am 3. Tag (Mittwoch) blieben wir erneut in Medellín und fuhren mit dem Auto im Zentrum herum und besuchten den botanischen Garten, welcher mich mit seinen vielen verschiedenen Pflanzen und dem speziellen Design sehr beeindruckt hat.

Spezielles Design...
erfolgreicher Jäger

Danach gingen wir zusammen mit der Familie, bei der wir wohnen durften, im „Mondongo“, einem in Medellín sehr bekannten Restaurant, essen. 


Zum Abschluss des Tages gingen wir am Abend noch in eine Nachbildung eines typischen Dörfchens aus der Region von Medellín, dem „pueblito paisa“. Dieses Dörfchen, wiederum mit bunten Farben, hat mir sehr gefallen und vom Hügel aus, auf welchem das Dörfchen steht, hat man ebenfalls eine super Aussicht auf die Stadt hinunter. 


Am Donnerstag fuhren wir dann bereits wieder zurück nach Bogotá, da meine Gasteltern von Freitag bis Sonntag eine Konferenz hatten.

Tolle Assicht beim Zwischenstopp
315km bis zum Ziel...
Río Magdalena


Das Klima in Medellín hat mir sehr gepasst - endlich konnte ich mal den ganzen Tag in T-Shirt und kurzen Hosen herumlaufen. Hier in Bogotá ist es dafür schlichtweg zu kalt!

Die 3 Tage in Medellín habe ich sehr genossen, die Zeit verging jedoch viel zu schnell! Es gäbe noch so viel mehr in Medellín zu sehen!